Das deutsche Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt. Aber auch dieses System hat seine Schwächen. Bereits vor der Corona-Pandemie waren viele Mängel bekannt und sind in Wissenschaft und Politik diskutiert worden. Die Pandemie hat die Probleme und Versäumnisse der letzten Jahre nicht nur wie unter einem Brennglas aufgezeigt, sie hat die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen. Die Corona-Pandemie wurde so zu einem Stresstest für das gesamte Land – mit dem Gesundheitssystem im Zentrum.
Einige dieser Versäumnisse konnten schnell behoben werden, wie zum Beispiel die telefonische Krankschreibung bei leichten Erkältungssymptomen. Andere haben uns hart getroffen und wahrscheinlich zur Erkrankung vieler Menschen im Gesundheitssystem geführt, wie die unzureichende, beziehungsweise nicht vorhandene, Bevorratung mit Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln. Als die Lieferketten durch das globale Ausmaß der Pandemie zusammenbrachen, war eine schnelle Beschaffung „on time“ nicht mehr möglich. An anderen Stellen wurde seitens der Politik übersteuert, zum Beispiel durch die Reisebeschränkungen, die es den Bürgerinnen und Bürger untersagten, in Bundesländer zu reisen, in denen sie nicht ihren Wohnsitz hatten.
Dabei waren potenzielle Gefahr und Risiko einer Pandemie keine unbekannten Größen, sondern im Gegenteil sogar Teil einer vorangegangenen Risikoanalyse für den Bevölkerungsschutz (Bundestag 2013). Nachdem nun die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beendet wurden und die pandemische Lage in Deutschland beendet ist, stellt sich die Frage, ob es gelingen kann, das Momentum der Stärkung der Resilienz des Gesundheitswesens beizubehalten. An welchen Stellen kann über die Pandemie hinaus für Fortschritt und Weiterentwicklung gesorgt werden und wo sind etwaige Beharrungskräfte so groß, dass das Rad zurückgedreht zu werden droht? Wo müssen bestehende Schwachstellen angegangen werden, damit das System auf ein erneutes Ereignis besser reagieren kann und resilienter gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen wird? Das gilt für erwartbare Szenarien wie auch für jene, die aus heutiger Sicht eine niedrige Eintrittswahrscheinlichkeit haben. Der Sachverständigenrat fordert dazu in seinem aktuellen Gutachten, dass das System darauf vorbereitet werden muss, auch in Krisen die hohe Qualität der Versorgung sowie den Schutz von Leben und Gesundheit aufrecht zu erhalten. Dabei soll es in die Lage versetzt werden, verschiedene, ggf. auch mehrere gleichzeitig einwirkende negative Schocks zu bewältigen (SVR 2023, S. 20).