Zunächst rückt aber eine andere Frage in den Vordergrund: In welchem Gewand kommen diese Gesundheitsinformationen im digitalen Raum überhaupt daher? Und welche Mehrwerte, aber auch Herausforderungen bringen sie mit sich? Das Internet ist die am häufigsten genutzte Quelle bei der Suche nach Gesundheitsinformationen (Horch 2021). Gesundheitsportale und medizinische Websites gehören zu den bekanntesten und am häufigsten genutzten Online-Informationsquellen. Diese Websites werden häufig von medizinischen Organisationen und Instituten, Regierungsbehörden, Verlagen oder Pharmaunternehmen betrieben und bieten umfassende Informationen zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Aufbereitet sind die zugrundeliegenden Informationen in vielfältiger Form: Von einfachen Artikeln und Fact Sheets bis zum interaktiven Tool zur Selbstdiagnose. Zu den Vorteilen dieser Websites zählen meist deren Aktualität, Kuratierung und wissenschaftliche Fundiertheit. Allerdings kann die Fülle an Informationen für Nutzer:innen schnell überwältigend sein. Es erfordert weiterhin eine kritische Bewertung, um die Zuverlässigkeit und Qualität der bereitgestellten Informationen sicherzustellen.
Online-Foren und soziale Netzwerke haben in den letzten Jahren an Bedeutung als Informationsquellen gewonnen. Sie ermöglichen den Austausch von Erfahrungen und Informationen zwischen Patient:innen, Angehörigen und Fachleuten. Nutzer:innen können Fragen stellen, ihre Sorgen teilen und von Personen mit ähnlichen Erfahrungen lernen. Der Vorteil dieser Plattformen liegt in der Möglichkeit des direkten Austauschs und des Peer-Supports durch die Community. Mehr noch als beim vorherigen Beispiel besteht die große Herausforderung aber darin, die Qualität und Richtigkeit der Informationen zu überprüfen.
Mit dem Aufkommen von Smartphones und Apps hat sich der Umgang mit Gesundheitsinformationen weiterentwickelt. Mobile Gesundheitsanwendungen bieten eine breite Palette an Funktionen, darunter Symptomverfolgung, Medikamentenerinnerungen, Fitness-Tracking und digitale Therapiebegleitung. Diese Apps ermöglichen Nutzenden ein personalisiertes Gesundheits-Tracking. Analog zu den vorhergehenden Einordnungen sollte auch bei der Auswahl von Gesundheits-Apps die medizinisch-wissenschaftliche Fundiertheit und Überprüfung der bereitgestellten Inhalte durch Fachpersonen ein maßgebliches Auswahlkriterium sein. Auch auf die Erfüllung von Datenschutz- und Datensicherheitsstandards sowie die wissenschaftliche Fundiertheit der bereitgestellten Informationen ist zu achten. Eine Zertifizierung als Medizinprodukt ist kein notwendiges Kriterium, kann Patient:innen aber durchaus als Orientierungshilfe dienen. Damit Medizinprodukte auf dem europäischen Markt in den Verkehr gebracht oder in Betrieb genommen werden können, müssen sie mit einer CE-Kennzeichnung versehen werden (Bundesministerium für Gesundheit 2022).
Wenn es darum geht, effizient und zielgerichtet ein Status-Update zum eigenen Gesundheitszustand zu erhalten, stechen bei den digitalen Anwendungen die Medical-Decision-Support-Systeme heraus. Diese so genannten Symptom-Checker-Apps bieten eine Alternative zur unstrukturierten Recherche im Netz und können durch die KI-gestützte Einordnung bildhaft oder in Textform hineingegebene Symptome bei der Suche nach möglichen Ursachen und deren Relevanz unterstützen. Diese Apps grenzen die Erkrankung hinter den Symptomen ein und geben eine Einschätzung, ob ein akuter Notfall vorliegt, ein Praxisbesuch am nächsten Tag genügt oder bereits eine Bestellung bei der Online-Apotheke hinreichende Besserung verspricht. Für eine Gütebewertung der wissenschaftlichen Substanz solcher Anwendungen ist die Transparenz der Anbieter bzgl. der jeweils zugrundeliegenden wissenschaftlichen Studien ebenso relevant wie deren inhaltliche Qualität. Denn es gilt: Eine Künstliche Intelligenz ist immer nur so gut wie die Daten, mit der sie trainiert wird (Auer et al. 2019).