Der Autor
Dr. Gerald Gaß
Dr. Gerald Gaß ist seit 2021 Vorstandvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Zuvor war er Präsident der DKG und Geschäftsführer des Landeskrankhauses Andernach.
Mit der Verbesserung der Personalsituation der Krankenhäuser, dem beschleunigten Ausbau der Digitalisierung, dem Abbau überflüssiger Dokumentations- und Nachweisverpflichtungen und einer nachhaltigen Reform der Investitionsfinanzierung zeichnen sich einige Schwerpunkte der gesundheitspolitischen Agenda der nächsten Legislaturperiode bereits deutlich ab.
Zwingend erforderlich ist darüber hinaus eine Reform des DRG-Systems.
Die Krankenhäuser sind das Rückgrat der gesundheitlichen Daseinsvorsorge in Deutschland. Die ausschließlich leistungsbezogene Finanzierung dieser Daseinsvorsorge über die DRGs ist kein zukunftsfähiges Konzept.
Ein erster, allerdings sehr isolierter Schritt zu einer Weiterentwicklung war die Herauslösung der Pflegepersonalkosten aus den Fallpauschalen. Notwendig ist eine Finanzierungsreform, die die zentrale Funktion der Krankenhäuser in einer zunehmend vernetzten Versorgung berücksichtigt und zugleich auch die Komplexität der Anreizwirkungen neuer Finanzierungsinstrumente insgesamt betrachtet. Ein neues Finanzierungssystem muss den sich wandelnden Aufgabenstellungen der Krankenhäuser gerecht werden und ihre Kostenzuwächse unabhängig von der Leistungsentwicklung decken.
Die Krankenhäuser sind sich ihrer Verantwortung für eine qualitativ hochwertige, flächendeckende Versorgung der Bevölkerung bewusst. Dies umfasst ausdrücklich auch ihre Verantwortung für einen wirtschaftlichen Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel. Vor diesem Hintergrund haben sich die DKG und ihre Mitgliedsverbände bereits im März 2019 zu einer aktiven Mitwirkung an Strukturveränderungen bekannt. Denn auch die Krankenhäuser wissen, dass nicht jedes der aktuell 1.925 Krankenhäuser in der jetzigen Form dauerhaft zukunftsfähig ist und für die Versorgung der Bevölkerung zwingend gebraucht wird. Unter dem Leitsatz „Fair diskutieren, entscheiden und handeln“ haben die Krankenhäuser zum Auftakt ihrer gleichnamigen Kampagne im September 2020 nochmals an die Politik in Bund und Ländern appelliert, die Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft in einem transparenten und fairen Miteinander zu gestalten. Der kalte Strukturwandel, den die Beschäftigten in den Kliniken, aber auch die Patientinnen und Patienten und die Bevölkerung in den Regionen seit vielen Jahren erleben, muss ein Ende haben. Die Krankenhäuser sind zuversichtlich, dass der Wandel gelingen kann, wenn die Politik und die Selbstverwaltungspartner gemeinsam den Geist und das neu gewonnene Vertrauen aus der Krisenbewältigung nutzen, um in den kommenden Monaten gemeinsam, verantwortlich und fair über die Zukunft der medizinischen Versorgung und der Krankenhäuser zu diskutieren, zu entscheiden und zu handeln.