Digitales Angebot
und Nachfrage
bei Gesundheitseinrichtungen
Marisa Krummrich, Pirkka Padmanabhan, Laura Richter
Nushin Roghani und Tobias Silberzahn

Digitale Gesundheitsdienste werden von Krankenhäusern, Arztpraxen, Apotheken und gesetzlichen Krankenversicherungen (GKVen) zunehmend angeboten. Gleichzeitig zielen regulatorische Initiativen wie das Krankenhauszukunftsgesetz auf eine weitere Digitalisierung der Einrichtungen. Der Umsetzungsfortschritt indessen lässt an einigen Stellen noch auf sich warten – sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich. Einrichtungsübergreifend aber setzt sich die Etablierung digitaler Dienstleistungen im medizinischen Versorgungsalltag weiter fort, wie die Analysen in diesem Kapitel zeigen.

Leistungserbringer

Die digitale Transformation des deutschen Gesundheitssystems wird maßgeblich von Leistungserbringern wie Krankenhäusern, Arztpraxen, Telemedizinanbietern und Apotheken vorangetrieben. Insgesamt stehen Ärztinnen und Ärzte in Kliniken und Praxen Digitalisierung des Gesundheitswesens positiv gegenüber, wie eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom aus dem Jahr 2022 ergab: Drei Viertel (76%) betrachten die Digitalisierung inzwischen als Chance für das Gesundheitswesen – deutlich mehr als noch zwei Jahre zuvor (2020: 67%). Als Risiko sehen sie hingegen nur noch 22% (2020: 27%)1.


Trotzdem schreitet die Implementierung digitaler Angebote eher langsam voran, da nach wie vor insbesondere technische Hürden zu überwinden sind. Zwei von drei Befragten in der Ärzteschaft fordern inzwischen mehr Tempo bei der Beseitigung dieser Hindernisse – ein Anstieg um 10 Prozentpunkte seit 2020. Die Ärztinnen und Ärzte blicken dabei auch auf das Ausland: 78% von ihnen sehen Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems gegenüber anderen Ländern im Hintertreffen (2020: 60%).


Wie sich das digitale Angebot und die Nachfrage nach E-Health-Lösungen bei den Leistungserbringern seit der letzten Ausgabe entwickelt hat, wird im Folgenden genauer betrachtet.

1 Die verbliebenen 2% der Befragten antworteten mit „Weiß nicht“ oder machten keine Angabe.

Krankenhäuser

Die Digitalisierung der Krankenhäuser wird unter anderem durch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) vorangetrieben. Hierfür stellen Bund, Länder und Träger für elf Fördertatbestände bis zu 4,3 Mrd. EUR über den Krankenhauszukunftsfonds (KHZF) zur Verfügung. Das Programm unterstützt neben dem Ausbau der digitalen Notaufnahme insbesondere Investitionen in die Digitalisierung und IT-Sicherheit. In vielen Krankenhäusern verläuft die Umsetzung allerdings eher schleppend – auch aufgrund des Mangels an IT-Fachkräften und der Geschwindigkeit der Auszahlung aus dem KHZF.

Der GKV-Spitzenverband (GKV-SV) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) haben sich deshalb darauf geeinigt, dass die gesetzliche Frist für den Abschluss von verpflichtenden Digitalprojekten verlängert wird. Mussten Krankenhäuser ursprünglich bis Ende 2024 die Nutzung der neuen Angebote nachweisen, um Sanktionen zu vermeiden, reicht es nun, die Digitalprojekte bis zu diesem Zeitpunkt lediglich in Auftrag zu geben. Für die Inbetriebnahme greift dann ein Stufenplan: 60% Mindestnutzungsquote bis Ende 2027, 70% bis 2028 und 80% bis 2031. Gemessen wird der Digitalisierungsfortschritt in den Krankenhäusern anhand eines Soll-Ist-Abgleichs.

Der geringe Umsetzungsfortschritt wirkt sich auf nahezu das gesamte digitale Angebot der Krankenhäuser aus. Einzige Ausnahme bildet das Patienten-WLAN: Mit einer Verfügbarkeit in 71% der Krankenhäuser ist es die mit Abstand verbreitetste Technologie. Ansonsten gehen Angebot und Nachfrage deutlich auseinander – das zeigt eine Bitkom-Umfrage von 2022 unter 166 Ärztinnen und Ärzten, die in deutschen Krankenhäusern arbeiten (s. Abb. 1). Zwar wünschen diese sich mehrheitlich digitale Lösungen, um einerseits Versicherten den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erleichtern und andererseits die Betriebseffizienz zu verbessern. Doch bislang kommen sie kaum zum Einsatz: So nutzt erst rund ein Fünftel der Kliniken digitale Verwaltungstechnologien wie die tabletgestützte Patientenaufnahme (18%) oder digitale Aufklärungsbögen (20%), obgleich rund zwei Drittel der Ärzteschaft dies befürworten.

Oben auf der Wunschliste des medizinischen Krankenhauspersonals steht zudem die telemedizinische Konsultation anderer Ärztinnen und Ärzte: Die Mehrzahl (57%) hält die Technologie für sinnvoll, doch erst ein knappes Drittel kann sie auch nutzen. Noch seltener setzen die Krankenhäuser Videosprechstunden (14%), künstliche Intelligenz (9%) oder Virtual Reality (8%) ein, obwohl die überwiegende Mehrheit der Ärzteschaft auch diese Technologien begrüßen würde.

Abb. 1 Digitales Angebot und Nachfrage in deutschen Krankenhäusern. Quelle: Bitkom 2022

Der Wunsch nach technologischen Lösungen in Krankenhäusern ist groß, die Umsetzung noch ausbaufähig

Welche Angebote werden in Ihrem Krankenhaus eingesetzt? Welche halten Sie für sinnvoll?
Anteil der Befragten (n = 166), in Prozent

Verwaltung

WLAN für Patient:innen

tabletgestützte Patientenaufnahme

digitale Aufklärungsbögen

Telemedizin

Konsultation anderer Ärzt:innen mithilfe von Telemedizin

Videosprechstunde bzw. telemedizin. Überwachung des Gesundheitszustandes

Untersuchungen/OPs, die von Fachleuten per Video unterstützt werden

Diagnose und Behandlung

Virtual Reality, z.B. für Trainingszwecke oder OPs

Künstliche Intelligenz, z.B. bei Auswertung bildgebender Verfahren

Roboterunterstützung bei OPs und Eingriffen

nutzen wir

nutzen wir nicht, aber halte ich für sinnvoll

Verbesserungspotenzial gibt es zudem beim Cyberschutz in Kliniken: Drei Viertel (74%) der Krankenhäuser in Deutschland sind aus Sicht der dort arbeitenden Ärzteschaft nicht ausreichend vor Cyberangriffen geschützt, wie eine weitere Bitkom-Befragung ergibt. Mehr als zwei Drittel (68%) wünschen sich mehr Informationen zum Umgang mit dem Thema IT-Sicherheit. Die Besorgnis resultiert aus einem Anstieg von Hackerangriffen im Medizinbereich: Nach Angaben des Bundeskriminalamts vom Juli 2023 lag die Anzahl der Fälle in Deutschland 2022/23 bereits im zweistelligen Bereich. Und weltweit sind die Attacken binnen eines Jahres um 74% gestiegen, meldet der Security Report von Check Point Software Technologies für das Jahr 2022.

Autor:innen McKinsey & Company

Marisa Krummrich

Pirkka Padmanabhan

Laura Richter

Nushin Roghani

Dr. med. Tobias Silberzahn

Arztpraxen und Telemedizinanbieter

Zwei von drei Arztpraxen verfügen laut KBV PraxisBarometer 2022 inzwischen über ein digitales Angebot, 5% mehr als im Vorjahr. Der Anteil der rein analog Arbeitenden hat sich seit 2018 sogar nahezu halbiert. Gemessen am teils sprunghaften Anstieg (z.B. der Videosprechstunde) während der Pandemie aber hat die Wachstumsdynamik digitaler Patientenangebote im ambulanten Sektor nachgelassen (s. Abb. 2).

66 %

der ambulanten Arztpraxen boten 2022 digitale Services an
(2021: 61 %, 2018: 39 %).

Verglichen mit Krankenhäusern sind Arztpraxen laut Bitkom insgesamt zurückhaltender bei der Bereitstellung digitaler Services, beispielsweise von WLAN für Patientinnen und Patienten (21%, Kliniken: 71%) oder von Tools für den telemedizinischen Fachaustausch (11% gegenüber 32%). Doch immer mehr Praxisbetriebe glauben an das Potenzial einer besseren Versorgung durch digitalisierte innerärztliche Kommunikation. Das bestätigt eine KBV-Umfrage von 2022 unter 2.459 Befragten in der Ärzteschaft und Psychotherapie: 70% sehen einen Anwendungsnutzen beim Arztbrief (2021: 65%) und 58% bei Befunddaten (2021: 55%).

Das Angebot von Videosprechstunden – von Beginn an ein wichtiger Treiber der Digitalisierung von Arztpraxen – hat sich nach der Pandemie verstetigt. Wie schon in der Vorjahreserhebung von 2021 bieten 37% aller Praxen diese Technologie an, die damit weiterhin an erster Stelle unter den angebotenen E-Health-Diensten steht. Allerdings gilt nach wie vor auch: Psychotherapeutische Praxen setzen die Videosprechstunde deutlich häufiger ein als Arztpraxen (75 % gegenüber 20 %).

75 %

aller psychotherapeutischen Praxen nutzen die Videosprechstunde, Arztpraxen nur zu 20 %.

Mit rund 1,6 Millionen abgerechneten Sitzungen im ersten Halbjahr 2022 ist die Videosprechstunde insgesamt also schon gut etabliert. Doch verglichen mit dem Vorjahr verzeichnet das zweite Quartal einen Rückgang von 40%. Ein Grund hierfür liegt in der Regulatorik: Konnten die Praxen in der Akutphase von COVID-19 noch unbegrenzt Videosprechstunden anbieten und abrechnen, sind seit April 2022 Fallzahl und Leistungsmenge wieder begrenzt, wenn auch auf 30% statt wie vor der Pandemie auf 20%. Neue Impulse könnte eine weitere regulatorische Lockerung geben: Seit Oktober 2023 dürfen Ärztinnen und Ärzte per Videosprechstunde auch Heilmittel (z.B. Physiotherapie, Ergotherapie), häusliche Krankenpflege (als Folgeverschreibung) sowie medizinische Reha-Leistungen verordnen.

Nach einer Bitkom-Umfrage unter 1.138 Personen hat 2023 mehr als jeder Fünfte (22%) schon einmal per Videosprechstunde mit einer Ärztin oder einem Therapeuten kommuniziert. 2022 waren es noch 15% und 2019 nur 5%. Die meisten Befragten nutzen Videosprechstunden, um Zeit zu sparen (51%), aus Bequemlichkeit (38%) oder weil sie vor Ort keinen zeitnahen Termin bekommen haben (31%). Nur 3% nutzen sie aufgrund fehlender Mobilität. Gerade in ländlicheren Gegenden und Kleinstädten ist die Akzeptanz hoch. Laut einer Forsa-Befragung im Auftrag der Techniker Krankenkasse befürworten neun von zehn Menschen in Hessen telemedizinisch begleitete Hausbesuche.
Die digitale Kommunikation mit Patientinnen und Patienten außerhalb der Praxis steigt laut KBV PraxisBarometer weiterhin an: Der Anteil nahezu komplett oder mehrheitlich digitaler Interaktion erhöht sich in Arztpraxen gegenüber dem Vorjahr um 6% auf jetzt 36%. In der Psychotherapie steigt sie um 9% und macht damit inzwischen mehr als die Hälfte der Patientenkommunikation aus (56%).

Abb. 2 Entwicklung des digitalen Angebots in ambulanten Arztpraxen. Quelle: KBV PraxisBarometer 2022

Seit der Pandemie stagniert das digitale Angebot in Arztpraxen weitgehend

digitale Patientenservices in ambulanten Arztpraxen1, in Prozent2

1 Frage: „Welche digitalen Angebote machen Sie Ihren Patientinnen und Patienten?”
2 Mehrfachnennungen möglich

Bemerkenswert ist die wieder leicht steigende Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die sich von der Digitalisierung positive Effekte auf die Arzt-Patienten-Beziehung versprechen: Laut KBV PraxisBarometer 2022 sehen 14% eine Verbesserung – eine Erhöhung um 5 Prozentpunkte, nachdem der Trend im Vorjahr noch rückläufig war (2021: 9%, 2018: 18%). Der Anteil derer, die eine Verschlechterung vermuten, sinkt parallel um 10 Prozentpunkte von 51% auf 41%. Die Einschätzungen variieren dabei nach weiterhin je nach Praxisgröße: Im Vergleich zu Einzelpraxen erwarten fast doppelt so viele Gemeinschaftseinrichtungen (mit mehr als fünf Praktizierenden) eine verbesserte Arzt-Patienten-Beziehung durch digitale Angebote (12% vs. 22%).

16 %

der Ärztinnen und Ärzte erwarten von digitalen Lösungen eine Verbesserung der Diagnosequalität
(Vorjahr: 13%, 2020: 25%).

Etwas weniger Pessimismus zeigt sich auch bei der erhofften besseren Behandlungsqualität durch digitale Hilfsmittel, nachdem im Vorjahr in der Ärzteschaft Ernüchterung geherrscht hatte. So versprechen sich nun immerhin 16% durch die Digitalisierung eine Verbesserung der Diagnosequalität (2021: 13%, 2020: 25%). Ähnlich entwickelt sich die Einschätzung von Behandlungserfolgen durch digitale Unterstützung (z.B. Apps zur Einhaltung von Therapien): Hier klettert die Zahl der Befürwortenden erneut auf 20% (2021: 14%, 2020: 20%). Auch in anderen abgefragten Bereichen wie Praxismanagement und -prozessen oder in der Kommunikation mit anderen Einrichtungen steigt die Hoffnung der Ärzteschaft auf Verbesserungen durch digitale Fortschritte.

Die anhaltende ärztliche Skepsis gegenüber der digitalen Transformation spiegelt sich am stärksten in der Wahrnehmung der Umsetzungshürden. Die Zahl der Praxen, die hier Schwierigkeiten beklagen, ist gegenüber dem Vorjahr nur unwesentlich gesunken. Die drei größten Hürden sind für je knapp zwei Drittel der Befragten das ungünstige Kosten-Nutzen Verhältnis, die Fehleranfälligkeit der IT-Systeme und der Umstellungsaufwand (s. hierzu auch Kap. I.2, Abb. 6).
Ebenso wie Krankenhäuser sehen sich Arztpraxen zudem häufig nicht ausreichend vor Cyberangriffen geschützt: 83% fürchten mögliche Attacken. Zwar geben 75% an, über die IT-Sicherheit in ihrer Praxis Bescheid zu wissen, doch 61% wünschen sich grundsätzlich mehr Informationen zum Umgang mit dem Thema.

Apotheken

Laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) waren Mitte 2023 rund 80% der Apotheken E-Rezept-fähig – doppelt so viele wie im Jahr davor. Und fast alle (78%) setzen das digitale Verfahren inzwischen in der Praxis ein. Der Grund: Seit dem 1. Juli 2023 können E-Rezepte bundesweit sowohl mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) als auch in Papierform mit QR-Code eingelöst werden. Für die Ärzteschaft verpflichtend wird die digitale Rezeptausstellung erst nach Inkrafttreten des DigiG Anfang 2024. Doch schon in der zweiten Jahreshälfte 2023 zeigte sich ein deutlicher Nutzungsanstieg: Lag die Zahl der eingelösten E-Rezepte 2022 noch unter 890.000 (das entspricht 0,1% der insgesamt 775 Millionen GKV-Verordnungen pro Jahr), waren es Ende September 2023 schon 4,1 Millionen – ein Plus von 357%. Allein in den letzten drei Monaten der Erhebung verzeichnete das E-Rezept einen Zuwachs von 84% (s. Abb. 3).

Abb. 3 Anzahl eingelöster E-Rezepte seit September 2022 (abgerufen am 02.10.2023). Quelle: gematik

Seit seiner bundesweiten Einführung im Juli 2023 nimmt das E-Rezept Fahrt auf

Ein Großteil der Versicherten in Deutschland bewertet die Einführung des E-Rezepts positiv: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey2 befürwortet die Hälfte der Befragten die Digitalisierung von Verschreibungen, während 28,3% noch unentschieden sind, wie sie das E-Rezept bewerten sollen. Mögliche Ursache der Unsicherheit: Mehr als 60% geben an, sich zum E-Rezept schlecht informiert zu fühlen. Bitkom-Umfragen zufolge möchte aber nur noch ein Viertel der Versicherten weiterhin die Papiervariante nutzen.

Relativ wenig Bewegung gibt es beim Thema Online-Versand: Laut aktuellem ABDA-Bericht hatten 2022 lediglich 3.125 von insgesamt 13.355 Haupt- und Einzelapotheken eine Versandhandelserlaubnis – knapp 3% mehr als im Vorjahr. Und von diesen wiederum sind lediglich 150 im Versandhandel aktiv, ebenso viele wie zum Zeitpunkt der letzten Monitor-Ausgabe.

2 Bundesweite Online-Befragung von 7.500 Personen über 18 Jahren zwischen August und November 2022. Civey führte die Befragung gemeinsam mit ETL ADVISION durch, einer auf das Gesundheitswesen spezialisierten Steuerberatungsgesellschaft.

Krankenkassen

Internetbasierte Dienste bei GKVen werden mehr und mehr zur Norm. Dies trifft zumindest auf die 17 größten Versicherer zu, deren digitales Angebot regelmäßig vom Deutschen Finanz-Service Institut (DFSI) überprüft wird. Während Online-Programme zur Gesundheitsförderung (z.B. Ernährung, Bewegung, Raucherentwöhnung) schon seit 2020 von sämtlichen großen Kassen angeboten werden, nehmen auch andere digitale GKV-Services zu, die das DFSI untersucht: So bieten 88% dieser Kassen inzwischen Online-Bonusprogramme an – 2022 waren es noch 71%. Das Angebot an Videokommunikation ist hingegen nicht weiter gewachsen: Während 13 von 17 Versicherungen bereits über einen medizinischen Info-Videochat verfügen, bieten nur sieben eine erweiterte Online /Videosprechstunde an.

Mehr Bewegung gibt es auf der Versichertenseite: Fast zwei von drei GKV-Mitgliedern (63%) möchten den Großteil ihrer Krankenkassen-Angelegenheiten zukünftig auf digitalem Weg regeln. 2021 waren es noch 55%. Das ergab eine Umfrage des Techmonitor GKV, die das Marktforschungs- und Beratungsinstitut HEUTE UND MORGEN 2022 unter 1.500 Versicherten durchgeführt hat. Trotzdem bleiben persönliche Ansprechpersonen für 61% der Befragten weiterhin wichtig. Grundsätzlich steht die Hälfte der Versicherten der fortschreitenden Digitalisierung in der GKV aufgeschlossen gegenüber. Ein Viertel wünscht sich sogar eine Erweiterung der bestehenden digitalen Angebote. Besonders gefragt sind Apps, die verschiedene zentrale Service- und Kommunikationsbereiche miteinander verknüpfen und vereinfachen.

Einen Neustart gibt es für die elektronische Patientenakte (ePA) durch die Regierungsentscheidung für ein Opt-out-Verfahren, bei der die Versicherten einer Nutzung aktiv widersprechen müssen. Zum Stand Ende September 2023 waren gut 800.000 ePA aktiviert. Das entspricht zwar einem Plus von 7% gegenüber dem Vorjahr (knapp über 544.000), dennoch nutzen damit immer noch nur 1% der gesetzlich Versicherten in Deutschland eine ePA. Zwar wissen fast alle inzwischen, was die ePA ist, und eine Mehrheit (59%) möchte sie auch nutzen, wie eine Bitkom-Befragung ergab. Allerdings wollen 73% besser über die ePA informiert werden und fast sechs von zehn Befragten sorgen sich um die Sicherheit ihrer Daten.

Mithilfe der Opt-out-Lösung strebt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nun eine Nutzerquote von 80% bis 2025 an. Regelungen zur vereinfachten Datenfreigabe sowie zu einer nutzerfreundlichen Steuerung in der ePA-App sind derzeit noch in Arbeit. Ziel der Opt-out-Lösung ist es, dass die Bereitstellung der ePA, der Zugriff auf sie, ihre Befüllung und nicht zuletzt die anonymisierte Datenweitergabe zu Forschungszwecken für alle gesetzlich Versicherten künftig automatisch erfolgt und damit der ePA zum Durchbruch verholfen wird.

Quellen- und Literaturverzeichnis

ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (2023) Arzneimittelausgaben 2022 bleiben hinter allgemeiner Preisentwicklung zurück. URL: https://www.abda.de/aktuelles-und-presse/pressemitteilungen/detail/arzneimittelausgaben-2022-bleiben-hinter-allgemeiner-preisentwicklung-zurueck (abgerufen am 31.05.2023)



ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (2023) Die Apotheke – Zahlen, Daten, Fakten. URL: https://www.abda.de/aktuelles-und-presse/pressemitteilungen/detail/jahrbuch-die-apotheke-zahlen-daten-fakten-2023-beleuchtet-lieferengpaesse-impfungen-und-honorar/ (abgerufen am 31.08.2023)



Ärzteblatt (2023) Ärzte können künftig Leistungen auch in Videosprechstunden verordnen. URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/140375/Aerzte-koennen-kuenftig-Leistungen-auch-in-Videosprechstunden-verordnen (abgerufen am 08.09.2023)



Bitkom (2022) In Praxis und Klinik: Medizin wird digitaler – auch in Deutschland. URL: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digitalisierung-Medizin-2022 (abgerufen am 31.05.2023)



BMG – Bundesministerium für Gesundheit (2023) Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege. URL: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/user_upload/BMG_Broschuere_Digitalisierungsstrategie_bf.pdf (abgerufen am 19.07.2023)



BMG – Bundesministerium für Gesundheit (2023) Elektronisches Rezept (E-Rezept). URL: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/e-rezept.html (abgerufen am 31.8.2023)



DFSI und Focus Money (2023) Gesetzliche Krankenversicherung: Resilient und reizvoll. URL: https://www.dak.de/dak/download/23-07-fomo-gkv-test-pdf-2428286.pdf (abgerufen am 18.07.2023)



EHEALTHCOM (2023) 7 von 10 Deutschen wünschen sich KI-Unterstützung in Klinik und Praxis. URL: https://e-health-com.de/details-news/7-von-10-deutschen-wuenschen-sich-ki-unterstuetzung-in-klinik-und-praxis/ (abgerufen am 02.10.2023)



EHEALTHCOM (2023) Ambulante Versorgung: 90 Prozent befürworten telemedizinisch begleitete Hausbesuche. URL: https://e-health-com.de/details-news/ambulante-versorgung-90-prozent-befuerworten-telemedizinisch-begleitete-hausbesuche/ (abgerufen am 02.10.2023)



ETL Advision (2023) Wie das E-Rezept den Apothekenmarkt verändert. URL: https://www.etl-advision.de/aktuelles/wie-das-e-rezept-den-apothekenmarkt-veraendert (abgerufen am 18.07.2023)



gematik (2022) TI-Atlas. Stand Umfrage 2022/Q4. URL: https://www.gematik.de/telematikinfrastruktur/ti-atlas (abgerufen am 08.09.2023)



gematik (2023) TI-Dashboard. Digitalisierung in der Übersicht. URL: https://www.gematik.de/telematikinfrastruktur/ti-dashboard (abgerufen am 02.10.2023)



Handelsblatt (2023) Keine 2024er-Frist mehr für KHZG-Digitalprojekte. URL: https://www.handelsblatt.com/inside/digital_health/krankenhauszukunftsgesetz-keine-2024er-frist-mehr-fuer-khzg-digitalprojekte/29225454.html (abgerufen am 25.07.2023)



HEUTE und MORGEN (2022) Techmonitor GKV 2022. URL: https://heuteundmorgen.de/wp-content/uploads/2023/01/PM_HUM_Techmonitor_GKV.pdf (2023) (abgerufen am 19.07.2023)



KBV – Kassenärztliche Bundesvereinigung (2022) Anwendungen – Videosprechstunde. URL: https://www.kbv.de/html/videosprechstunde.php (abgerufen am 27.07.2023)



KBV – Kassenärztliche Bundesvereinigung (2022) KBV PraxisBarometer Digitalisierung 2022. URL: https://www.kbv.de/html/praxisbarometer.php (abgerufen am 31.05.2023)



Thieme kma Online (2023) Cybersicherheit – Wenn die Medizintechnik zum Angriffspunkt wird. URL: https://www.kma-online.de/aktuelles/it-digital-health/detail/wenn-die-medizintechnik-zur-angfriffsflaeche-wird-49662#:~:text=Angriffe%20auf%20den%20Gesundheitssektor%20stiegen,anderem%20in%20Gerolzhofen%20und%20Schwabach (abgerufen am 12.09.2023)



Thieme kma Online (2023) Das sind die Sanktionen für Krankenhäuser. URL: https://www.kma-online.de/aktuelles/it-digital-health/detail/das-sind-die-sanktionen-fuer-krankenhaeuser-50163 (abgerufen am 12.09.2023)



Verband der Ersatzkassen (2023) Daten zum Gesundheitswesen: Versicherte. URL: https://www.vdek.com/presse/daten/b_versicherte.html (abgerufen am 19.07.2023)



Welt Digital (2023) Hacker-Angriffe auf Kliniken nehmen zu, obwohl sie Leben kosten. URL: https://www.welt.de/wirtschaft/article246400880/Krankenhaeuser-Hacker-Angriffe-nehmen-zu-obwohl-sie-Leben-kosten.html (abgerufen am 12.09.2023)



WidO – Wissenschaftliches Institut der AOK (2022) Der GKV-Arzneimittelmarkt: Klassifikation, Methodik und Ergebnisse 2022. URL: https://www.wido.de/fileadmin/Dateien/Dokumente/Forschung_Projekte/Arzneimittel/wido_arz_gkv-arzneimittelmarkt_klassifikation_methodik_ergebnisse_2022.pdf (abgerufen am 12.09.2023)



Zeit online (2023) Mehr Apotheken bieten Einlösung eines E-Rezepts durch Chipkarte an. URL: https://www.zeit.de/gesundheit/2023-07/elektronisches-rezept-apotheken-gesundheitskarte-medikamente (abgerufen am 03.08.2022)