E-Health
Monitor 2022
Deutschlands Weg in die digitale
Gesundheitsversorgung –
Status quo und Perspektiven

Wie steht es um die Digitalisierung unseres Gesundheitswesens? Wo liegt Deutschland vorn, wo besteht Nachholbedarf?

Wie steht es um die Digitalisierung unseres Gesundheitswesens? Wo liegt Deutschland vorn, wo besteht Nachholbedarf?

Antworten liefert der E-Health Monitor 2022 von McKinsey & Company. Zum dritten Mal seit der Erstveröffentlichung 2020 misst er anhand von rund 30 Indikatoren den digitalen Fortschritt unseres Gesundheitssystems – vom Digitalisierungsgrad deutscher Krankenhäuser und Arztpraxen bis zur Akzeptanz und den Nutzeneffekten von E-Health-Lösungen für Patient:innen.

Die wichtigsten Trends

Seit 2021 sind neue Gesetze und Verordnungen in Kraft getreten, die zusätzliche Rahmenbedingungen schaffen für eine verbesserte IT-Interoperabilität zwischen den Gesundheitseinrichtungen sowie für die Weiterentwicklung der digitalen Versorgung und Pflege. Die neuen Regularien ebnen den Weg für die Skalierung zentraler E-Health-Anwendungen wie elektronische Patientenakte (ePA), E-Rezept und Videosprechstunde.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die ePA

Sie soll das Fundament für die künftige digitale Gesundheitsversorgung in Deutschland bilden. Der E-Health Monitor 2022 widmet ihr deshalb ein eigenes Schwerpunkt-Kapitel, in dem es unter anderem um die Fragen geht, wie es um die aktuelle Nutzung der ePA bestellt ist, welches Nutzenpotenzial sie birgt und an welchen europäischen Vorbildern sie sich orientieren kann und sollte.

Mehrdimensionale Sicht auf das Thema eHealth in Deutschland

Ergänzend zu den Analysen vermitteln auch diesmal zahlreiche Gastbeiträge eine mehrdimensionale Sicht auf das Thema E-Health in Deutschland – auf die vielfältigen Chancen, aber auch auf die Herausforderungen, die mit dem digitalen Wandel verbunden sind. Zu Wort kommen Institutionen wie AOK, gematik, die Stiftung Gesundheit in Kooperation mit dem Bundesverband Gesundheits-IT, der Bundesverband Managed Care sowie das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Aktuelle Einsichten und Perspektiven von E-Health-Anbietern, Forschenden und Ärzt:innen runden den diesjährigen E-Health Monitor ab.

Zentrale Ergebnisse

Digitale Infrastruktur

42 Mrd.

Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen birgt jährlich eine 42-Mrd.-EUR-Chance. Lediglich rund 1,4 Mrd. EUR davon sind bislang erschlossen.

90 %

der Arztpraxen sind an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen –

50 %

von ihnen beklagen mindestens wöchentlich Fehler. (Vorjahr: 36%).

65 %

der Arztpraxen sehen das Kosten-Nutzen-Verhältnis als Hürde für die Digitalisierung.

96 %

der Apotheken sind an die TI angeschlossen (2020: 75%) und erfüllen damit eine Grundvoraussetzung für das E-Rezept. 67% der Erwachsenen in Deutschland haben 2021 zumindest schon einmal davon gehört (Vorjahr: 37%).

44000

E-Rezepte wurden bis Juli 2022 in Deutschland verschickt. Das sind 0,01% aller Rezepte in einem Jahr.

33

von 100 Punkten

Im DigitalRadar Krankenhaus 2021 bewerten deutsche Krankenhäuser ihre digitale Reife mit durchschnittlich 33 von 100 Punkten. Das am besten bewertete Krankenhaus erreicht 64 Punkte. Die Fördergelder im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes sollen jetzt messbare Fortschritte erzielen.

12 %

Auf 12% hat sich der Anteil mehrheitlich digitaler Kommunikation zwischen Arztpraxen und Krankenhäusern hat sich binnen eines Jahres verdreifacht.

61 %

der niedergelassenen Ärzt:innen bieten 2021 digitale Services an (2018: 39%). Dies sind vor allem Videosprechstunden (37%) und Online-Terminvereinbarungen (21%).

51 %

fürchten jedoch, dass das Patientenverhältnis durch die Digitalisierung leidet und nur

14 %

glauben, dass damit der Therapieerfolg verbessert wird.

Digitales Angebot

3,5 Mio

Videosprechstunden wurden 2021 abgehalten – ein Anstieg von 29%. Offen bleibt, wie lange der Pandemie-Effekt noch anhält, denn fast die Hälfte der Praxen hat das Angebot schon wieder reduziert.

Anzahl vertragsärztlich abgerechneter Videosprechstunden

Videosprechstunden 2019-2021

Versicherte wünschen sich für ihre medizinische Versorgung digitale Lösungen, die ihnen Flexibilität und Zeitersparnis ermöglichen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen:

Online-Terminvereinbarung
0%
digitale Rezeptbestellung
0%
digitale Befundmitteilung
0%
85 %

der GKVen bieten 2021 Online-Kurse zur Prävention und Gesundheitsförderung an (2020: 70%),

95 %

ermöglichen das digitale Einreichen von Rechnungen und 55% die Kommunikation über Videochats.

31 %

Die Nutzungsrate von Online-Gesundheitskursen hat sich seit 2019 mehr als verdoppelt und liegt 2021 bei 31%.

DiGA

1 von

9000

Verordnungen im Jahr 2021 war eine DiGA – 4% der Ärzt:innen haben sie verschrieben (50.112 ingesamt). 63% der DiGA-Nutzenden melden einen positiven Versorgungseffekt und 86% würden bei einer erneuten Erkrankung wieder eine DiGA nutzen.

125000

Wächst der DiGA-Markt weiter wie bisher (ca. 62.000 DiGA-Verordnungen im ersten Halbjahr), könnten 2022 ca. 125.000 DiGA verordnet werden (+177% ggü. 2021).

57 Mio

Bei 57 Mio. EUR läge das Marktvolumen bei einem Durchschnittspreis von 458 EUR dann.

ePA

0,7 %

der gesetzlich Versicherten nutzen derzeit die ePA – obwohl sie seit 2021 von allen GKVen angeboten wird. Viele sind allerdings noch „leer“: Bis September 2021 wurden nur 135.000 Dokumente in die ePA geladen.

Evidenz für E-Health

80 %

der 2021 publizierten E-Health-Studien belegen einen positiven Nutzeneffekt digitaler Anwendungen.

nur

7 %

der chronisch Erkrankten nutzen eine Gesundheits-App – ein Plus von gerade einmal 1 Prozentpunkt ggü. dem Vorjahr. Die höchste Nutzungsrate gibt es im Bereich Multiple Sklerose: Zwei Drittel aller Betroffenen verwenden eine App.

Anzahl deutscher E-Health-Publikationen mit positivem Nutzeneffekt, 2021

E-Health-Publikationen 2021

Stimmen aus dem Werk I

Lutz Hager

Prof. Dr. Lutz Hager

Bundesverband Managed Care e.V.

Johanna Nüsken

Johanna Nüsken

Bundesverband Managed Care e.V.

„Die ePA hat das Potenzial, zum Zentrum eines umfassenden Ökosystems zu werden.“

„Damit Nutzen und Akzeptanz der ePA steigen, müssen die Einstiegshürden rund um Authentifizierung und Log-in zwingend abgebaut werden.“

Andreas Strausfeld

Andreas Strausfeld

Bitmarck

Birgit Bauer

Birgit Bauer

european digital health academy gGmbH.

„Ich bin mir ziemlich sicher: Hätte ich eine ePA gehabt, wäre manches in meiner Versorgung besser gelaufen.“

„Die Umstellung auf Opt-out wäre ideal, um mit der neuen ePA ein wirklich nutzenstarkes Instrument einzuführen…“

Markus Leyk-Dieken

Dr. med. Markus Leyck Dieken

gematik GmbH

Anne Wiesmann

Anne Wiesmann

Konsortium DigitalRadar

Sylvia Thun

Prof. Dr. Sylvia Thun

Konsortium DigitalRadar

„Der DigitalRadar zeigt auf, was bereits möglich ist, wo ein hoher Nachholbedarf besteht und wie potenzielle Maßnahmen priorisiert werden können.“

Pressestimmen

Digitalisierung des Gesundheitssystems nimmt Fahrt auf:
Die Coronakrise hat die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland vorangetrieben – aber vielen Ärzten, Krankenhäusern und anderen Beteiligten fällt der Abschied von Fax und Papier noch schwer. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Beratungsunternehmens McKinsey, …

ZEIT ONLINE, 18. November 2021

DiGA top, Gesundheitskompetenz flop:
Der „eHealth Monitor“ des Beratungsunternehmen McKinsey … Stellt Deutschland Weg in ein digitales Gesundheitssystem ein durchwachsendes Zeugnis aus…

Ärztezeitung, 18. November 2021

Große Sprünge, kleine Schritte: eHealth in Deutschland gewinnt an Dynamik:
Unternehmensberatung liefert jährlich einen regelmäßigen Überblick über die Fortschritte der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen,…

KU Gesundheitsmanagement, 23. November 2021

Deutsches Gesundheitswesen steht bei Digitalisierung noch am Anfang
… Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens arbeitet Deutschland immer noch an den Grundlagen. Vor allem im Austausch zwischen Ärzten und anderen Gesundheitseinrichtungen gebe es dringenden Nachholbedarf, erklärten die Autoren des ersten E-Health-Monitors

Deutsches Ärzteblatt online, 12. November 2021

Stimmen aus dem Werk II

Ulrich von Rath

Dr. med. Ulrich von Rath

„Hausarztpraxis im Hafenhaus“ in Lübeck-Travemünde, Akademische Lehr- und Forschungspraxis der Universität zu Lübeck

„Praxen haben ein eindeutiges Interesse an der Verbesserung der Patientenversorgung und der Vereinfachung ihrer Arbeitsabläufe.“

„Transparenz im Gesundheitssystem wird nicht als Chance, sondern als Bedrohung der eigenen Partikularinteressen empfunden.“

Jochen Werner

Prof. Dr. Jochen A. Werner

Universitätsmedizin Essen

Tanja Bratan

Dr. Tanja Bratan

Diana Schneider

Diana Schneider

Michael Friedewald

Dr. Michael Friedewald

Bärbel Hüsing

Dr. Bärbel Hüsing

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

„Interoperabilität ist eine notwendige Voraussetzung, um die Potenziale der Digitalisierung im Gesundheitswesen realisieren zu können.“

„Durch den demografischen Wandel, vor allem in ländlichen Gebieten, und durch die veränderten Erwartungen unserer Versicherten nimmt die Bedeutung von digitalen Lösungen in der Regelversorgung zu.“

Thomas Pöppe

Dr. Thomas Pöppe

AOK Bayern

Philipp Wustrow

Dr. Philipp Wustrow

OnlineDoctor

Christiane Harders

Christiane Harders

OnlineDoctor

„Breite Akzeptanz für Innovationen setzt voraus, dass die Perspektive des medizinischen Personals das gleiche Gewicht hat wie die der Behandelten.“

Die Autor:innen

Birgit Bauer

european digital health academy gGmbH

Dr. Stefan Biesdorf

McKinsey & Company

Dr. Tanja Bratan

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

Dr. Theresa Sophie Busse, M.A.

Universität Witten/Herdecke

Stella Danek

Charité – Universitätsmedizin Berlin

Philipp Deutschen

McKinsey & Company

Prof. Dr. Jan P. Ehlers, M.A.

Universität Witten/Herdecke

Martin Fassunge

SAP

Dr. med. Leonard Fehring

Universität Witten/Herdecke

Dr. Michael Friedewald

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

Julian Frings

McKinsey & Company

Dr. Meret Gaugler

Endeavour Vision

Annika Götz

McKinsey & Company

Joanna Graichen

McKinsey & Company

Prof. Dr. Lutz Hager

Bundesverband Managed Care e.V.

Christiane Harders

OnlineDoctor

Dr. Julian Hollender

AOK Bayern

Dr. Bärbel Hüsing

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

Dr. Armin Keivandarian

Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg e.V.)

Dr. rer. medic. Sven Kernebeck, MPH

Universität Witten/Herdecke

Marisa Krummrich

McKinsey & Company

Dr. med. Markus Leyck Dieken

gematik GmbH

Peter Lorenz

T-Systems

Dr. Cornelius Maas

SHS Capital

Laura Maier

McKinsey & Company

Hilke Messal

McKinsey & Company

Dr. Thomas Müller

McKinsey & Company

Dr. Florian Niedermann

McKinsey & Company

Johanna Nüsken

Bundesverband Managed Care e.V.

Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann

Stiftung Gesundheit

Prof. Dr. med. Oliver G. Opitz

Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg

Pirkka Padmanabhan

McKinsey & Company

Dr. Thomas Pöppe

AOK Bayern

Dr. Armin Pscherer

Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg

Dr. med. Ulrich von Rath

„Hausarztpraxis im Hafenhaus“ – Lehr- und Forschungspraxis der Universität zu Lübeck

Dr. Matthias Redlich

McKinsey & Company

Laura Richter

McKinsey & Company

Nushin Roghani

McKinsey & Company

Dr. Madlen Scheibe

Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden

Diana Schneider

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

Julian Schönauer

McKinsey & Company

Katharina Sickmüller

McKinsey & Company

Dr. med. Tobias Silberzahn

McKinsey & Company

Dr. med. André Sommer

Cara Care/HiDoc Technologies GmbH

Andreas Strausfeld

BITMARCK

Thomas Süptitz

Bundesministerium für Gesundheit

Prof. Dr. Sylvia Thun

Konsortium DigitalRadar

Dr. Kristin Tuot

McKinsey & Company

Marie Uncovska

McKinsey & Company

Eckhardt Weber

Heal Capital

Prof. Dr. Jochen A. Werner

Universitätsmedizin Essen

Anne Wiesmann, M.A.

Konsortium DigitalRadar

Dr. Philipp Wustrow

OnlineDoctor

Die Herausgeber:innen

McKinsey & Company

McKinsey & Company ist die deutschland- und weltweit führende strategische Unternehmensberatung. Im Gesundheitsbereich arbeitet McKinsey für eine Vielzahl von Pharma- und Medizingeräteherstellern, ebenso wie für gesetzliche und private Krankenversicherungen, Krankenhäuser, Ärzteverbände und staatliche Einrichtungen – zunehmend mit Fokus auf die Themenfelder Digitalisierung und Analytics sowie ganzheitliche E-HealthTransformation. Weltweit arbeiten mehr als 2.500 Berater im Gesundheitssektor von McKinsey, darunter mehr als 650 Ärzte und Wissenschaftler.

Thomas Müller

Dr. Thomas Müller

Thomas Müller ist Junior Partner bei McKinsey in Zürich. Der promovierte Mathematiker mit Schwerpunkt Computational Mathematics hat sich als berufliches Ziel gesetzt, die vielfältigen Möglichkeiten von digitalen Technologien für Patient:innen und Gesundheitspersonal nutzbar zu machen. Mit Life-Science- und E-Health-Unternehmen, Krankenversicherungen sowie öffentlichen Einrichtungen und Non-Profit-Organisationen arbeitet er rund um das Thema Digital Health. Thomas Müller ist zudem Co-Leiter des globalen „Health Tech Network“ von McKinsey.

Pirkka Padmanabhan

Pirkka Padmanabhan

Pirkka Padmanabhan ist Junior Partner im Münchner Büro von McKinsey. Er hat International Business an der Universität Warwick studiert und hält einen MBA von der Wharton School/University of Pennsylvania, USA. Bei McKinsey verfolgt er das Ziel, über den Bereich Digital Health Innovationen in der Medizin voranzutreiben. Er leitet das McKinsey „Health Tech Network“ in Deutschland und Österreich und berät Medizintechnik-, Digital-Health- und Pharmaunternehmen in Europa und den USA bei der Ausarbeitung von Innovations- und Kommerzialisierungsstrategien.

Laura Richter

Laura Richter

Laura Richter ist Partnerin bei McKinsey in Berlin. Sie hat Volkswirtschaftslehre in Oxford und London studiert, und einen MBA an der Harvard Business School absolviert. Laura Richter hat ihre Karriere dem Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen gewidmet. Hier arbeitet sie unter anderem mit Digital-Health-Unternehmen und unterstützt diese bei der Strategiedefinition. Zusätzlich arbeitet sie mit globalen Pharmaunternehmen und unterstützt diese bei der Gestaltung und Umsetzung digitaler Transformations- und Innovationsprogramme.

Tobias Silberzahn

Dr. Tobias Silberzahn

Tobias Silberzahn ist Partner im Berliner Büro von McKinsey. In der Arbeit des Biochemikers und promovierten Immunologen dreht sich alles um das Thema Gesundheitsinnovation: Er berät europaweit Digital-Health-, Pharma- und Medizintechnikunternehmen sowie Gesundheitsministerien. Tobias Silberzahn ist globaler Leiter des „Health Tech Network“ von McKinsey, dem mehr als 1.000 Unternehmen angehören. Zudem verantwortet er ein firmeninternes präventives Gesundheitsprogramm, das die Themen Schlaf, Ernährung, Fitness und Stressmanagement abdeckt.