Wenn die Erde krank ist, kann der Mensch nicht gesund sein

Das Konzept Planetary Health befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen der Gesundheit des Menschen und der Gesundheit unseres Planeten. Bereits jetzt hat die zunehmende Zerstörung der Ökosysteme durch die raumgreifende Lebensweise des Menschen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit, zuvorderst durch Umweltverschmutzung, Artensterben und die voranschreitende Klimakrise. Diese zunehmende Überschreitung planetarer Grenzen ist für die Gesellschaften eine beispiellose Herausforderung.

Es gilt nun, diese Entwicklung im Kontext von Gesundheit und Medizin zu berücksichtigen – und die Wissenschaften rund um die Medizin zu ertüchtigen, sich eingehend mit den Konsequenzen für die Gesundheit auseinanderzusetzen. Beispiele sind die tödlichen Auswirkungen von Hitzewellen, die Zunahme von Allergien oder auch das Auftreten neuartiger Krankheitserreger.

Zu Beginn hatte dieses Buchprojekt den Arbeitstitel Klimawandel und Gesundheit. Während der Entstehung wurde schnell klar, dass auch das Artensterben, unsere raumgreifende Lebensweise sowie die Verschmutzung von Land, Wasser und Luft die Krankheitslast erhöhen. Das Bild, das es zu zeichnen galt, wurde dadurch komplexer, größer und die Inhalte verflochtener, die Aussagen noch politischer….


Lesen Sie die vollständige Einführung hier

Zehn Prinzipen der Grundsatzdeklaration für planetare Gesundheit (Canmore-Erklärung)

Die planetare Gesundheit ist untrennbar mit der menschlichen Gesundheit verbunden und wird definiert als die voneinander abhängige Vitalität aller natürlichen und anthropogenen (d.h. auch sozialen, politischen und wirtschaftlichen) Ökosysteme.

Einstellungen, Werte und Verhaltensweisen sowie Beziehungen nehmen eine zentrale Rolle ein beim Erreichen planetarer Gesundheitsziele. Die Vitalität der Ökosysteme ist reziprok abhängig von Empathie, Gegenseitigkeit, Verantwortung und Gegenseitigkeit auf individueller, gemeinschaftlicher, gesellschaftlicher und globaler Ebene.

Die Komplexität der Herausforderungen erfordert integrative Ansätze. Dafür müssen konventionelle professionelle, gesellschaftliche und kulturelle Trennungen aufgegeben und kontextuelle Koalitionen entwickelt werden, die sowohl auf Wissenschaft als auch auf kulturellen Erzählungen basieren.

Ein lösungsorientierter Diskurs erfordert einen auf Narrativen basierenden Prozess, der traditionelles Wissen, Wissenschaften sowie ein Verständnis für die Macht der Sprache einschließt. Im Gesundheitswesen spielen Wissenschaftler und die Mitglieder der Heilberufe für die Einbindung von Patienten und der Gemeinschaft im Allgemeinen (inklusive politischer Entscheidungsträger) eine zentrale Rolle, um die Bedeutung der natürlichen Systeme der Erde und der biologischen Vielfalt für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden zu unterstreichen.

Kulturelle Kompetenz, kritische Selbstreflexion und ein kritisches Bewusstsein sind notwendig, um gesundheitliche Ungleichheit von Gruppen und Gemeinschaften durch soziale, wirtschaftliche und politische Systeme zu reduzieren und Fehlinformationen zu korrigieren.

Aufklärung und Forschung über die Bedeutung emotionaler und mentaler Beziehungen (oder deren Fehlen) zu Land, Natur und deren biopsychosozialen Auswirkungen.

Im Kontext der personalisierten Medizin sollte, wo immer es möglich ist, das Verständnis für unsere Abhängigkeit von der uns umgebenden natürlichen Umwelt (Flora, Fauna und unsere physische Welt) und dem intimen Teil von uns (dem menschlichen Mikrobiom) gefördert werden.

Die Perspektive planetarer Gesundheit, d.h. die Verflechtung des menschlichen Lebens mit der Biodiversität der Erde und ihren natürlichen Systemen, soll Eingang in die Ausbildung aller Fachkräfte im Gesundheitswesen und den Wissenschaften finden.

und so die Ziele der Weltgesundheitsorganisation fördern.

Im klinischen/akademischen/öffentlichen Umfeld und darüber hinaus sollten wir uns bemühen, einen Lebensstil zu führen, der sich an der Erhaltung der planetaren Gesundheit orientiert.

Stimmen zum Thema

Dr. Eckart v. Hirschhausen, August 2021Wenn es eine ärztliche Pflicht ist, Leben zu schützen, auf Gesundheitsgefahren hinzuweisen
und gegebenenfalls auch schlechte Nachrichten zu überbringen, dann sollten Vertreter:innen
der Gesundheitsberufe die Ersten sein, die die Bedrohung des Menschen
durch den Klimawandel thematisieren. Denn auf uns wird gehört.
Und die schlechte Nachricht lautet: Die Klimakrise hat massive Auswirkungen
auf unsere Gesundheit. Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns!
Die Erde braucht uns nicht, wir aber brauchen die Erde.
Univ.-Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, Juli 2021Planetary Health nimmt die größtmögliche Makroperspektive ein und schaut auf den
gesamten Planeten Erde mit all seinen menschengemachten und natürlichen Systemen
als Grundlage für unsere Gesundheit. Dabei werden Verbindungen vom ganz Großen
zum mikroskopisch Kleinen offenbar, beispielsweise zu unserem Immunsystem.
Denn alles hängt letztendlich zusammen, wie in einem Organismus.
Diese Zusammenhänge können wir verstehen und vermitteln. Die negativen Folgen
der planetaren Krise für die Gesundheit, aber auch die enormen gesundheitlichen Vorteile
einer nachhaltigeren Lebensweise.
Claudia Traidl-Hoffmann, Christian Schulz,
Martin Herrmann und Babette Simon, August 2021
Die Ursache für die Veränderung der Ökosysteme ist unsere Lebens- und Wirtschaftsweise.
Sie führt dazu, dass planetare Grenzen überschritten werden und wir uns zunehmend
unserer Lebensgrundlagen berauben. All das ist anthropogen, also menschengemacht
und hat nicht nur Auswirkungen auf wenige Generationen, sondern wird viele Jahrtausende
weiterwirken. Die Auswirkungen sind so tiefgreifend, dass sie wesentlich Einfluss nehmen
auf die Geschicke des Planeten Erde.
Daher leben wir in einem neuen Zeitalter: dem Anthropozän.
Harald LeschDas also ist mit planetarer Bewohnbarkeit gemeint: die Summe aller Bedingungen
und Leistungen, die ein Planet ständig erbringen muss, damit Lebendigsein möglich ist
Es ist Zeit zu handeln, mutig zu handeln. Ärztinnen und Ärzte sind das eigentlich gewohnt:
in kritischen Situationen Entscheidungen treffen zu müssen, um Leben zu retten.
Aber wie handeln wir, wenn die Wirkzusammenhänge noch komplexer sind als auf
der Intensivstation oder an einem Unfallort, wenn es plötzlich nicht mehr nur um
einzelne Leben geht, sondern um Bevölkerungsgruppen, Arten, Biotope, die Zukunft
von Kindern, die noch gar nicht geboren sind?
Im Anthropozän muss die Medizin zum Teil einer historisch gesehen einmaligen
Transformation werden: der Rettung der Welt.
Martin Hermann

Dr. Eckart v. Hirschhausen, August 2021

Wenn es eine ärztliche Pflicht ist, Leben zu schützen,
auf Gesundheitsgefahren hinzuweisen und gegebenenfalls
auch schlechte Nachrichten zu überbringen,
dann sollten Vertreter:innen der Gesundheitsberufe
die Ersten sein, die die Bedrohung des Menschen
durch den Klimawandel thematisieren.
Denn auf uns wird gehört.
Und die schlechte Nachricht lautet: Die Klimakrise hat
massive Auswirkungen auf unsere Gesundheit.
Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns!
Die Erde braucht uns nicht, wir aber brauchen die Erde.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, Juli 2021

Planetary Health nimmt die größtmögliche Makroperspektive
ein und schaut auf den gesamten Planeten Erde mit all seinen
menschengemachten und natürlichen Systemen als Grundlage
für unsere Gesundheit. Dabei werden Verbindungen vom
ganz Großen zum mikroskopisch Kleinen offenbar,
beispielsweise zu unserem Immunsystem. Denn alles hängt
letztendlich zusammen, wie in einem Organismus.

Diese Zusammenhänge können wir verstehen und vermitteln.
Die negativen Folgen der planetaren Krise für die Gesundheit,
aber auch die enormen gesundheitlichen Vorteile
einer nachhaltigeren Lebensweise.

Claudia Traidl-Hoffmann, Christian Schulz,
Martin Herrmann und Babette Simon, August 2021

Die Ursache für die Veränderung der Ökosysteme ist unsere
Lebens- und Wirtschaftsweise. Sie führt dazu, dass planetare
Grenzen überschritten werden und wir uns zunehmend
unserer Lebensgrundlagen berauben. All das ist anthropogen,
also menschengemacht und hat nicht nur Auswirkungen auf
wenige Generationen, sondern wird viele Jahrtausende
weiterwirken. Die Auswirkungen sind so tiefgreifend, dass sie
wesentlich Einfluss nehmen auf die Geschicke des Planeten Erde.
Daher leben wir in einem neuen Zeitalter: dem Anthropozän.

Das also ist mit planetarer Bewohnbarkeit gemeint:
die Summe aller Bedingungen und Leistungen, die ein Planet
ständig erbringen muss, damit Lebendigsein möglich ist.

Harald Lesch

Martin Herrmann

Es ist Zeit zu handeln, mutig zu handeln. Ärztinnen und Ärzte
sind das eigentlich gewohnt: in kritischen Situationen
Entscheidungen treffen zu müssen, um Leben zu retten.
Aber wie handeln wir, wenn die Wirkzusammenhänge noch
komplexer sind als auf der Intensivstation oder an einem
Unfallort, wenn es plötzlich nicht mehr nur um einzelne Leben
geht, sondern um Bevölkerungsgruppen, Arten, Biotope,
die Zukunft von Kindern, die noch gar nicht geboren sind?

Im Anthropozän muss die Medizin zum Teil einer historisch
gesehen einmaligen Transformation werden:
der Rettung der Welt.

Dr. Eckart v. Hirschhausen, August 2021

Wenn es eine ärztliche Pflicht ist, Leben
zu schützen, auf Gesundheitsgefahren
hinzuweisen und gegebenenfalls auch
schlechte Nachrichten zu überbringen,
dann sollten Vertreter:innen der
Gesundheitsberufe die Ersten sein,
die die Bedrohung des Menschen durch
den Klimawandel thematisieren.
Denn auf uns wird gehört.
Und die schlechte Nachricht lautet:
Die Klimakrise hatmassive Auswirkungen
auf unsere Gesundheit.
Wir müssen nicht das Klima retten,
sondern uns! Die Erde braucht uns nicht,
wir aber brauchen die Erde.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, Juli 2021

Planetary Health nimmt die größtmögliche
Makroperspektive ein und schaut auf den
gesamten Planeten Erde mit all seinen
menschengemachten und natürlichen
Systemen als Grundlage für unsere
Gesundheit. Dabei werden Verbindungen
vom ganz Großen zum mikroskopisch
Kleinen offenbar, beispielsweise zu
unserem Immunsystem. Denn alles
hängt letztendlich zusammen, wie in
einemOrganismus. Diese Zusammenhänge
können wir verstehen und vermitteln.
Die negativen Folgen der planetaren
Krise für die Gesundheit, aber auch die
enormen gesundheitlichen Vorteile einer
nachhaltigeren Lebensweise.

Claudia Traidl-Hoffmann, Christian Schulz,
Martin Herrmann und Babette Simon,
August 2021

Die Ursache für die Veränderung der
Ökosysteme ist unsere Lebens- und
Wirtschaftsweise. Sie führt dazu, dass
planetare Grenzen überschritten werden
und wir uns zunehmend unserer
Lebensgrundlagen berauben. All das ist
anthropogen, also menschengemacht
und hat nicht nur Auswirkungen auf
wenige Generationen, sondern wird viele
Jahrtausende weiterwirken.
Die Auswirkungen sind so tiefgreifend,
dass sie wesentlich Einfluss nehmen
auf die Geschicke des Planeten Erde.
Daher leben wir in einem neuen Zeitalter:
dem Anthropozän.

Das also ist mit planetarer Bewohnbarkeit
gemeint: die Summe aller Bedingungen
und Leistungen, die ein Planet ständig
erbringen muss, damit Lebendigsein
möglich ist.

Harald Lesch

Es ist Zeit zu handeln, mutig zu handeln.
Ärztinnen und Ärztesind das eigentlich
gewohnt: in kritischen Situationen
Entscheidungen treffen zu müssen,
um Leben zu retten. Aber wie handeln
wir, wenn die Wirkzusammenhänge
noch komplexer sind als auf der
Intensivstation oder an einem Unfallort,
wenn es plötzlich nicht mehr nur um
einzelne Leben geht, sondern um
Bevölkerungsgruppen, Arten, Biotope,
die Zukunft von Kindern, die noch
gar nicht geboren sind?

Im Anthropozän muss die Medizin
zum Teil einer historisch gesehen
einmaligen Transformation
werden: der Rettung der Welt.

Martin Herrmann

Herausgeber:innen

Prof. Dr. med. Claudia Traidl-Hoffmann

Claudia Traidl-Hoffmann ist Umweltmedizinerin. Als Professorin für Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg, Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Helmholtz Zentrum München und Direktorin der Hochschulambulanz für Umweltmedizin am Universitätsklinikum Augsburg erforscht sie durch Umweltfaktoren hervorgerufene und verstärkte Krankheiten, insbesondere Allergien. Der Fokus liegt hierbei auf dem Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit, auf Möglichkeiten der Prävention und Stärkung von Resilienz.

PD Dr. med. Christian Schulz

Christian Schulz ist Facharzt für Anästhesiologie. Bis Anfang 2021 arbeitete er als Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Um in neuen Konstellationen für eine Transformation hin zu einer innerhalb planetarer Grenzen lebenden Menschheit zu werben, hat er im Februar 2021 das Amt des Geschäftsführers der KLUG Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. übernommen.

Dr. med. Martin Herrmann

Der Mediziner, Mitgründer und Vorsitzende von KLUG begleitet seit vielen Jahren professionell die Umsetzung von Veränderungsprozessen. Seit 2018 ist er ehrenamtlicher Vorsitzender von KLUG, kooperiert mit den wichtigsten Wissenschaftlern im Planetary Health Feld weltweit und entwickelt Ansätze, die transformative Handlungsdimension von Planetary Health in Umsetzungsprojekten und in der Lehre zentral zu verankern.

Prof. Dr. Babette Simon

Prof. Babette Simon ist Professeur Associé an der Fakultät für Gesundheit der Universität Paris und Mitglied der Expert Advisory Group One Sustainable Health Forum. Sie verfügt über umfangreiche nationale und internationale Erfahrung im Gesundheitswesen mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit, Innovation und Wertschöpfung. Prof. Simon ist ehemalige Regional Vice President Medtronic Deutschland, war Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, sowie Präsidentin der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Sie ist Mitglied des Hochschulrates der Technischen Universität Dresden sowie des Kuratoriums des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung GEOMAR.

Informationen zum Buch

Dieses Fachbuch bündelt das aktuelle, für viele der medizinischen Fachgebiete noch neue Wissen über die vielfältigen Folgen der Klimakrise. Es sind Folgen, die auch noch die Gesundheit kommender Generationen beeinflussen werden.

  • Mit Geleitworten von Sabine Gabrysch, Detlev Ganten und Eckart von Hirschhausenvon A wie „Allgemeinmedizin“ bis Z wie „Zahnmedizin“: Implikationen des Klimawandels für die verschiedenen medizinischen Fachgebiete
  • Strategien, Konzepten und Methoden zum medizinischen Management der Herausforderungen
  • spannende Exkurse zu Klimakommunikation, Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen und mehr!

Planetary Health

Paperback, 165 mm x 240 mm
362 Seiten
18 farbige Abbildungen, 14 Tabellen
ISBN: 978-3-95466-650-8
49,95 € (Einführungspreis gültig bis 23.12.2021, danach 59,95 €)

weiterführende Informationen hier auf unserer Website


MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

Die Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft ist Plattform für den Wissenstransfer zwischen den Playern im Gesundheitssystem. Leistungsstark, vernetzt und serviceorientiert befähigen wir unsere Partner, den Diskurs in Medizin und Healthcare voranzutreiben und das Gesundheitssystem der Zukunft zu gestalten.