Handbuch IQMKonsequent transparent –
Qualität mit Routinedaten!
J. Martin | J.-P. Braun | J. Zacher
(Hrsg.)
3. Auflage

Kontinuierliche Qualitätsverbesserung durch die IQM Methodik

In der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) engagieren sich bis heute über 500 Mitgliedskrankenhäuser aus Deutschland und der Schweiz für mehr Qualität in der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Die IQM Qualitätsmethodik nutzt Qualitätsmessung aus Routinedaten, konsequente interne und externe Ergebnistransparenz und bietet mit dem IQM Peer Review Verfahren ein Netzwerk zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung.

Das Handbuch IQM erläutert die Ziele von IQM. Wertvolle Praxistipps und Arbeitsmaterialien unterstützen die Leserinnen und Leser bei der Implementierung und nachhaltigen Anwendung der IQM Qualitätsmethodik und damit bei der Schaffung einer offenen Fehler- und Verbesserungskultur im eigenen Krankenhaus.

Darüber hinaus finden sich in der Neuauflage des Handbuchs weiterführende Inhalte, die zeigen, wie sich IQM auch über die eigentliche Methodik hinaus weiterentwickelt. Artikel zu aktuellen Themen, wie beispielsweise die Bewältigung der COVID-19-Pandemie, ergänzen das Handbuch.

Das Herausgeber-Team

Prof. Dr. med. Jörg Martin

Geschäftsführer Regionale Kliniken Holding RKH GmbH Ludwigsburg

PD Dr. med. Jan-Peter Braun

Martin-Luther-Krankenhaus
Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie

Prof. Dr. med. Josef Zacher

Medical Advisor – Liaison Officer Helios Health GmbH

Beiträge

Alle Beiträge sind hier im Download erhältlich.

Ziele und Methoden

Die Versorgungsqualität in Krankenhäusern und Spitälern hält seit Jahren ein hohes Niveau in Deutschland und der Schweiz. Qualitätsunterschiede anzugleichen und Verbesserungspotenzial für alle in der Patientenversorgung Tätigen zum Wohl der Patient:innen sichtbar zu machen, diese Aufgaben hat sich IQM zum Ziel gesetzt. Dafür stellt IQM den medizinischen Fachexpert:innen aus den teilnehmenden Krankenhäusern innovative und anwenderfreundliche Instrumente zur Verfügung, die dabei unterstützen, aktives Fehlermanagement zu leben.

Die German Inpatient Quality Indicators sind derzeit das umfassendste auf Krankenhausabrechnungsdaten beruhende Indikatorensystem zur krankheitsspezifischen Abbildung des Leistungsgeschehens in Akutkrankenhäusern. Die Indikatoren sind einerseits konzipiert, um so weit wie möglich medizinisch sinnvoll strukturierte Leistungskennzahlen und Behandlungsergebnisse auch für externe Nutzer transparent zu machen. Vor allem dienen sie aber der Ergebnisverbesserung im internen Qualitätsmanagement der Krankenhäuser. Die Indikatoren helfen den Krankenhäusern, Verbesserungspotenzial anhand des Vergleiches ihrer Ergebnisse mit dem Bundesdurchschnitt oder mit anderen Einrichtungen frühzeitig zu erkennen und zu erörtern. Als Aufgreifkriterien für ergebnisorientierte Prozessanalysen – insbesondere in Form von Peer Reviews oder Mortalitäts- und Morbiditätskonferenzen – sind die Indikatoren unverzichtbar für eine gezielte Fehlersuche und Qualitätsverbesserung.

Die Aktivitäten im Qualitätsmanagement auf Ebene des Krankenhauses sind sehr vielfältig. Sie betreffen sowohl die Struktur‑, die Prozess- als auch die Ergebnisqualität und sind entweder Teil der gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätssicherung oder Teil einer selbstgewählten, über die gesetzliche Vorgabe hinausgehenden Qualitätssicherung. Das vorliegende Kapitel soll am praktischen Beispiel der Helios Kliniken den besonderen Anspruch der Messung, Veröffentlichung und Verbesserung der Ergebnisqualität mithilfe von Indikatoren illustrieren.

Die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) stellt ihren Mitgliedskrankenhäusern mit den German Inpatient Quality Indicators (G-IQI) das derzeit umfassendste, auf Routinedaten basierende Indikatorenset zur krankheitsspezifischen Abbildung von Qualitäts- und Leistungskennzahlen in den Akutkrankenhäusern zur Verfügung. Die zur Berechnung der G-IQI-Kennzahlen herangezogenen Parameter wie Alter, Geschlecht, ICD, OPS und Entlassungsgrund der stationär versorgten Patienten werden aufwandsarm den Krankenhausabrechnungsdaten gemäß § 21 KHEntgG entnommen. Zur kontinuierlichen Verbesserung der medizinischen Versorgungsqualität werden vor allem die Zielwertindikatoren mit ihrer risikoadjustierten Sterblichkeit gemessen an der Standardized Mortalitiy Ratio (SMR) herangezogen.

Mit der Messung und Auswertung von Qualitätsindikatoren auf Basis von Routinedaten machen die IQM Mitgliedskrankenhäuser Behandlungsergebnisse sichtbar. Wertvoll sind die so gewonnenen Erkenntnisse zum einen für das Krankenhaus selbst – für die Geschäftsführung, das ärztlich und pflegerisch tätige Personal oder das Qualitätsmanagement. Zum anderen sind die Ergebnisse auch für die Öffentlichkeit von Interesse, etwa für einweisende Ärzt:innen, potenzielle Patient:innen oder die Fach- und Regionalpresse.

Qualitätsindikatoren machen Behandlungsergebnisse transparent. Diese Informationen sind nicht nur für medizinische und pflegerische Expert:innen im Krankenhaus wichtig, sondern auch für das Qualitätsmanagement (QM) und alle Führungsebenen. Die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) stellt ihren Mitgliedskrankenhäusern Qualitätsergebnisse aus verschiedenen Indikatorsets zur Verfügung, die zur Verbesserung der medizinischen Behandlungsqualität genutzt werden.

Als Krankenhaus der Spezialversorgung in einem öffentlich-rechtlichen Klinikverbund ist das BG Klinikum Bergmannstrost seit Gründung der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) von Anfang an von der Methode überzeugt, durch standardisiert durchgeführte Peer Reviews die fortlaufende Verbesserung der Versorgungsqualität in unserem Klinikum zu befördern. Inzwischen konnte das BG Klinikum Bergmannstrost bereits mehrfach von Peer-Reviews profitieren.

Das Peer Review Verfahren der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) ist ein Instrument zur Förderung der Qualität und Sicherheit in der stationären Patientenversorgung. Das Verfahren fokussiert den träger- und länderübergreifenden Austausch zwischen Fachkolleg:innen, mit dem Ziel, Verbesserungspotenziale in den Behandlungsabläufen zu identifizieren und gemeinsam praktikable Lösungsansätze zu entwickeln. Hierzu besuchen IQM Peers Mitgliedskrankenhäuser, die nach bestimmten Kriterien für ein IQM Peer Review ausgewählt wurden oder sich freiwillig gemeldet haben. Nach einer Selbst- und Fremdbewertung, die auf Grundlage der Analyse von spezifisch ausgewählten Fallakten erfolgt, besprechen Peerteam und Behandlungsteam Stärken und Verbesserungspotenziale der klinischen Behandlungsprozesse und entwickeln gemeinsam Lösungsansätze im Kollegialen Dialog.

Für die Weiterentwicklung des IQM Peer Reviews waren die jährlichen Auswertungen der Protokolle sowie die Feedbacks der Peers und der besuchten Kliniken von besonderem Stellenwert. Die Ergebnisse wurden in einen jährlichen Bericht für den Vorstand, die Fachausschüsse, die ausgebildeten Peers und für die IQM Mitglieder veröffentlicht. Zahlreiche Optimierungspotenziale mit Verbesserungsvorschlägen wie z.B. die Überprüfung der an Leitlinien orientierten und zeitgerechten Diagnostik und Therapie und die konsequente Patientenbehandlung bei der Entscheidung zur Therapiebegrenzung wurden regelmäßig identifiziert und als Grundlage zur Weiterentwicklung des Verfahrens genutzt.

Peer Reviews sind zentraler Bestandteil der Qualitätsmethodik der Initiative Qualitätsmedizin e.V. In den vergangenen zwölf Jahren wurden 1.208 Peer Reviews in den IQM Mitgliedskrankenhäusern durchgeführt. Alle Ergebnisse und Erkenntnisse aus diesen Peer Reviews wurden in einem Register mit Namen INWIDA (Indikatorenbezogene Wissensdarstellung) zusammengefasst. INWIDA ermöglicht es, Krankenhäuser über Verbesserungspotenziale und entsprechende Lösungsmöglichkeiten bei der Behandlung stationärer Patient:innen mit zugehörigen Krankheitsbildern zu informieren und zu unterstützen. Einerseits kann INWIDA so als kontinuierliches, praktisches Instrument zur Qualitätsverbesserung genutzt werden, andererseits unterstützt es im Rahmen weiterer IQM Peer Reviews die Beteiligten dabei, strukturiert und effizient relevante Versorgungsprobleme zu bearbeiten.

Jährlich erleiden etwa 250.000–300.000 Menschen in Deutschland einen ischämischen Schlaganfall (Geraedts et al. 2021). Pro Minute gehen bei einem Schlaganfall etwa 1,9 Millionen Nervenzellen zugrunde, wobei das menschliche Hirn etwa 22 Billionen Nervenzellen enthält (Saver 2006). Erst zu Beginn der 1990er-Jahre erkannten Neurologen die Möglichkeit der Schlaganfallbehandlung durch eine Eröffnung verschlossener zerebraler Gefäße (Grotta 2021), woraus sich das Time-is-Brain-Konzept entwickelte. Die intravenöse Thrombolyse mit Alteplase ist seit 1995 die einzige zugelassene Reperfusions-Therapie der akuten zerebralen Ischämie (Berge et al. 2021). Sie ist immer noch die Grundlage der von Neurologen vorangetriebenen Erfolgsgeschichte der Stroke Units in Deutschland.

IQM Mitgliedskrankenhäuser verpflichten sich im Rahmen ihrer Mitgliedschaft dazu, träger- und länderübergreifende Peer Reviews zur Verbesserung der Behandlungsqualität durchzuführen. Nach einem standardisierten Verfahren werden die für ein IQM Peer Review ausgewählten Krankenhäuser von einem multidisziplinären, teils auch interprofessionell zusammengesetzten Peerteam aus Ärzt:innen und Pflegekräften besucht. Ihre Aufgabe ist es, Patientenakten, die nach spezifischen Kriterien ausgewählt wurden, anhand eines Analysekriterienkataloges auf Stärken und Verbesserungspotenzial im Behandlungsablauf hin zu untersuchen. Gemeinsam mit der besuchten Klinik werden im anschließenden Kollegialen Dialog Ergebnisse der Aktenanalyse besprochen und Lösungsansätze entwickelt, die auf die Verbesserung der Behandlungsqualität abzielen. Eine strukturierte Erfassung der Ergebnisse erfolgt im Peer Review Protokoll. Es bildet die Grundlage für die Entwicklung und Umsetzung eines konkreten Maßnahmenkatalogs und die Umsetzung durch die besuchte Klinik.

IQM stellt seinen Mitgliedskrankenhäusern eine Reihe von Leitfäden zur Verfügung, um sie bei der Implementierung der IQM Methodik im klinischen Alltag zu unterstützen. Seit 2012 entwickeln Arbeitsgruppen mit unterschiedlicher Expertise diese Handlungsempfehlungen, die laufend um neue Themen – inzwischen auch über die IQM Methodik hinausgehend – ergänzt werden. Unter der Leitung der Lenkungsgruppe Transparenz erarbeiten die Expertengruppen, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aus den IQM Mitgliedskrankenhäusern, die Leitfäden. Vorrangiges Ziel ist es, die Mitarbeitenden bei Verbesserung der Behandlungsqualität in den Krankenhäusern zu begleiten und zu unterstützen.

Fokus Qualität

Eine gute Krankenbehandlung zu erhalten, zählt heute zu den selbstverständlichen Erwartungen der Gesellschaft an unser Gesundheitssystem. Der vorliegende Beitrag stellt dar, wie die Qualität der Patientenversorgung zunächst eine Sache der Ärzteschaft war. Im Rahmen des Systems der gesetzlichen Krankenversicherung wurde die ärztliche Alleinzuständigkeit für das Thema Qualität Schritt für Schritt durch sozialgesetzliche Regelungen über Qualitätsanforderungen und Qualitätssicherung sowie durch einen neuen „Qualitätshüter“, den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), abgelöst. Eine Zwischenbilanz zu den wichtigsten Qualitätssicherungsmaßnahmen des G-BA (indikatorgestützte QS-Verfahren, Mindestmengen-Regelungen, Qualitätsberichte, Patientenbefragungen) weist auf dringenden Weiterentwicklungsbedarf und Umsetzungslücken hin.

Die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) hat sich im Jahr 2008 aufgemacht, Qualität in der Krankenhausversorgung zu messen, transparent zu machen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Mit Transparenz wird ein Anreiz gesetzt, die eigene Qualität kontinuierlich zu hinterfragen und zu verbessern. Das Peer Review Verfahren unterstützt dabei den fachlichen Austausch zwischen Krankenhäusern. Die Qualitätsmessung von IQM erfolgt auf Grundlage von Routinedaten der Krankenhäuser, was sie zu einem ressourcensparenden Verfahren macht. Allerdings ist damit die Qualitätsmessung in der Regel auf den stationären Aufenthalt im Krankenhaus beschränkt. Die institutionalisierte Sektorentrennung der Gesundheitsversorgung in Deutschland erschwert eine patientenorientierte Messung der Qualität entlang des gesamten Behandlungspfads.

„Unfortunately, we have used these words in so many different ways that we no longer clearly understand each other when we say them.“ (Donabedian 1982)
Bezog Avedis Donabedian 1982 dies auf die Begriffe Qualität und Qualitätsmanagement, so muss das heute sicherlich auch für den Begriff Digitalisierung gelten. Alle drei Begriffe sind mit sehr unterschiedlichen, durchgängig aber hohen Erwartungen verknüpft. Ein Abgleich dieser Erwartungen findet jedoch nur selten statt.

Während Qualitätsmanagement bisher entweder durch Vorgaben oder durch ethischen Anspruch an medizinische Versorgung gestärkt wurde, kommt in den nächsten Jahren ein sehr akuter wirtschaftlicher Druck auf uns zu, der dazu führen wird, dass wir mit Bits & Bytes für eine bessere Versorgungsqualität kämpfen werden. Betroffen ist dabei sowohl jede einzelne Einrichtung als auch das Gesundheitssystem als Ganzes. Der wesentliche Treiber für Qualität 4.0 ist der demografische Wandel.

Aktuelle Schwerpunkte, Projekte und Kampagnen

Lange führte das Thema Nachhaltigkeit eher ein Schattendasein in deutschen Krankenhäusern, das überwiegend unterhalb der Managementebene abgehandelt wurde. Doch die zentralen Themenfelder der Nachhaltigkeit bekommen rasant immer größere Bedeutung und sind im Bewusstsein der Klinikleitungen angekommen.

Die SARS-CoV-2 Pandemie stellte die weltweiten Gesundheitssysteme vor besondere und in dem Maße ungeahnte Herausforderungen. Neben der medizinischen Behandlung der in vielen Fällen schwer verlaufenden Erkrankungsfälle durch das neuartige Corona-Virus, war die Kontrolle der Ausbreitungsgeschwindigkeit von entscheidender Bedeutung, um zu viele gleichzeitige Infektionsfälle zu vermeiden, die Gesundheitssysteme vor Überlastung und die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch durch Arbeitsausfälle zu bewahren.

Die COVID-19-Pandemie stellt die Gesundheitssysteme der Länder vor große Herausforderungen. Dies betrifft sowohl an COVID-19 erkrankte Patienten als auch die Patientenversorgung aller Patienten. Aus vielen Ländern wurde berichtet, dass die Zahl medizinischer Notfälle während der ersten Welle der Pandemie abgenommen hat. Dieser Bericht setzt sich mit den Auswirkungen auf die Patientenversorgung während der SARS-CoV-2 Pandemie an 41 Spitälern der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) in der Schweiz auseinander.

Im vorliegenden Kapitel soll die Frage adressiert werden, inwieweit politische Entscheidungen in Deutschland auf Basis von Daten und Fakten gefällt werden. Nun werden in allen existierenden Bereichen unserer ausdifferenzierten Gesellschaft zahlreiche, nahezu zahllose politische Entscheidungen getroffen, sodass eine Aufarbeitung aller politischen Entscheidungen, oder auch nur aller politischer Entscheidungen im Gesundheitswesen, deren empirische Begründbarkeit den Umfang dieses Kapitels wie auch des IQM Handbuchs bei weitem sprengen würde. Mit Blick auf die inhaltliche Ausrichtung der Initiative Qualitätsmedizin bzw. des IQM Handbuches soll die Perspektive der Betrachtungen daher dahingehend eingegrenzt werden, wieweit in den vergangenen Jahren politische Entscheidungen zur gesundheitlichen Versorgung (im stationären Sektor) angedacht wurden, welche sich auf Daten der medizinischen Versorgungsqualität beziehen und inwieweit diese implementiert und umgesetzt werden konnten.

Der Nutzen einer medizinischen Intervention hat viele Perspektiven. Die evidenzbasierte Sicht des medizinischen Fachpersonals beruht auf Erfahrungen, Messungen und einer unübersehbaren Zahl statistisch anspruchsvoll ausgewerteter Studien zumeist hochselektierter Patientengruppen. Dieses Wissen ist Triebfeder eines Gesundheitssystems, das Patientinnen und Patienten gern im Zentrum verortet, deren subjektive Wahrnehmungen über die Folgen diagnostischer und therapeutischer Prozeduren häufig jedoch nur unzureichend berücksichtigt.

Im Indikatorensystem der German Inpatient Quality Indicators (G-IQI), das auf Krankenhausabrechnungsdaten beruht, wird für ausgewählte Sterblichkeitsindikatoren eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht angewandt, um die Indikatorergebnisse der Krankenhäuser unabhängig von einer ggf. abweichenden Fallzusammensetzung bezüglich der berücksichtigten Risikofaktoren bewerten zu können (Mansky u. Nimptsch 2014). In den letzten Jahren entstand bei den IQM Mitgliedskrankenhäusern das Anliegen, sich intensiver mit der Risikoadjustierung auseinanderzusetzen. Die Thematik wurde ergänzend dazu durch die teils mediale Nutzung der veröffentlichten Qualitätsergebnisse für externe Qualitätsvergleiche in den Fokus gerückt. Auch entstand der Wunsch einiger Mitgliedskrankenhäuser, die patientenseitigen Risikofaktoren stärker in der Berechnung der G-IQI zu berücksichtigen. Seitens IQM hat man sich entschieden, nach einer Evaluation, eine weitergehende Adjustierung zur Berechnung von ausgewählten Qualitätsindikatoren einzuführen.

Nach zehn Jahren erfolgreicher Arbeit zur internen Qualitätsverbesserung in den IQM Mitgliedskrankenhäusern hat die Initiative den Fokus noch stärker auf die Indikationsqualität gelegt und 2018 geplant, das Expertenwissen im Rahmen eines Zweitmeinungsverfahrens den Patienten anzubieten (Bibliomed 2018). Das Ergebnis soll sowohl der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt als auch Patienten zur Verfügung gestellt werden.

Klinisches Risikomanagement gewinnt seit ca. 15 Jahren weltweit an mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit, so auch in Deutschland. Spätestens seit Inkrafttreten der aktuellen Qualitätsmanagementrichtlinie (QM-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Jahr 2015 wurde es für alle deutschen Krankenhäuser zur Verpflichtung, verschiedene Instrumente des klinischen Risikomanagements einzuführen.

Bis Mitte 2022 engagieren sich über 500 Mitgliedskrankenhäuser aus Deutschland und der Schweiz in der Initiative Qualitätsmedizin (IQM). Seit der Gründung 2008 ist bis heute ein umfassendes Netzwerk entstanden – und damit vielfältige Möglichkeiten für die Mitglieder vom Zusammenschluss mit anderen Krankenhäusern zu profitieren. IQM nutzt das Netzwerk, um Fachexpertise zu bündeln, den Austausch unter den Mitgliedern zu fördern und aus Erfahrungen und Best Practices voneinander zu lernen. Darauf bauen auch ausgewählte Kampagnen der IQM auf. Dabei handelt es sich meist um sogenannte Awareness-Kampagnen mit dem Ziel, alle Mitgliedskrankenhäuser im Netzwerk und deren Mitarbeitende für konkrete Themen zu sensibilisieren.

Während eines Krankenhausaufenthalts kann grundsätzlich jeder Patient ein Delir erleiden – das Delirrisiko steigt jedoch mit dem Alter und in Abhängigkeit von vorhandenen Risikofaktoren enorm an (Inouye et al. 2014). Gleichzeitig steigt das Alter der Krankenhauspatienten stärker an als deren Bevölkerungsanteil. So haben z.B. die 70- bis 90-jährigen Männer in Baden-Württemberg zwischen 2005 und 2016 um 82% zugenommen, deren Krankenhausbehandlungsbedarf aber um knapp 110% (Winkelmann u. Fesenbeck 2018).

Das Delir ist ein akut auftretendes und ätiologisch unspezifisches hirnorganisches Syndrom, das durch gleichzeitig bestehende Störungen von Bewusstsein, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis, Psychomotorik, Emotionalität und Schlaf-Wach-Rhythmus charakterisiert ist (Paulitsch 2009). Die DSM-5 definiert ähnlich, aber weniger streng wie die ICD- 10; sie betont den fluktuierenden Verlauf, die fehlende Erklärbarkeit durch präexistierende neurokognitive Störungen oder Koma und setzt eine spezifische Ätiologie voraus (American Psychiatric Association 2013).

IQM international

Müsste mit einem einleitenden Satz das Schweizer Gesundheitswesen und dessen Organisation beschrieben werden, so wäre das „unübersichtlich“. Die Kantone verantworten die Gesundheitsversorgung dezentral, planen und steuern diese anhand nationaler Rahmenbedingungen. Damit eine bedarfsgerechte Spitalversorgung sichergestellt ist, koordinieren die Kantone die Spitäler anhand von Spitallisten. Ein Listenplatz ermöglicht dem Spital, 55% der Kosten aus der stationären Grundversicherung den Kantonen und 45% den Krankenkassen zu verrechnen. Die Kosten der Zusatzversicherungen sowie die Kosten ambulanter Leistungen werden zu 100% durch die Krankenkassen gedeckt.

Das Projekt Austrian Inpatient Quality Indicators (A-IQI) ist ein Projekt der Gesundheitsreform, wird vom Gesundheitsministerium gesteuert, ist gesetzlich geregelt, enthält vier Arten von Indikatoren inkl. des Peer Review Verfahrens (PRV), arbeitet mit Jahresschwerpunktthemen und beinhaltet eine regelmäßige Berichtslegung.
Die Ergebnisqualitätsmessung auf Basis von Routinedaten existiert auf Bundesebene in Österreich seit mittlerweile zehn Jahren und basiert auf dem Beschluss der Gesundheitsreform 2013.

Fresenius gab im September 2016 bekannt, dass Helios Deutschland die größte private spanische Krankenhausgruppe Quirónsalud, zu der u.a. 43 Kliniken gehören, erwerben wird (kma Online 2016). Die Akquisition konnte nach Freigabe durch die Kartellbehörden Ende Januar 2017 abgeschlossen werden (Fresenius 2017).

Die Helios Kliniken in Deutschland hatten bereits seit dem Jahr 2000 unter Thomas Mansky mit zahlreichen Kollegen ein System zur Darstellung von Qualitätsparametern aus Routinedaten (G-IQI) entwickelt, das ab dem Jahr 2010 durch IQM zusammen mit der TU Berlin weiterentwickelt wurde und aktuell in der Version 5.3 vorliegt (Nimptsch u. Mansky 2021). Die Ergebnisse der IQM Mitgliedskrankenhäuser wurden ab diesem Zeitraum öffentlich vorgestellt.

Informationen zum Buch

3., aktualisierte und erweiterte Auflage
Englisch Broschur, 200 mm x 248 mm
303 Seiten
52 farbige Abbildungen, 25 Tabellen
ISBN: 978-3-95466-739-0
April 2023